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„Los Versos del Olvido“


Und noch ein Kinofilm über das Verschwinden von Menschen während der Militärdiktatur Pinochets in Chile? Die Antwort auf diese Frage ist zweigeteilt: "Ja", weil "Los Versos del Olvido" dieses geschichtliche Thema aufgreift und zum realen Hintergrund der Geschichte macht. "Nein", weil es in dem Langfilmdebüt des iranischen Regisseurs Alireza Khatami um viel mehr geht, als um die Verbrechen der Militärjunta. Es geht um Menschlichkeit, Würde und die Achtung vor dem Leben.

Die Handlung des Films ist schnell erzählt: Es geht um einen Friedhofswärter, der etwas außerhalb einer Großstadt auf einem großen Friedhof lebt und sich um die dortigen Gräber kümmert. Der alte Mann tut dies mit großer Hingabe, und lässt so den Friedhof zu einem wahren Ort der Stille, Einkehr und Erinnerung werden. Diese Idylle und friedvolle Routine wird jäh gestört, als Mitglieder der Miliz versuchen, auf dem Friedhof Opfer eines blutig niedergeschlagenen Protests der Bevölkerung gegen das Regime Pinochet verschwinden zu lassen. Auf der Suche nach der Identität eines der Opfer, einer jungen Frau, begibt sich der Friedhofswärter auf eine wahre Odyssee durch Verwaltung, Politik und Gesellschaft...

"Los Versos del Olvido" ist ein sehr emotionsgeladenes Drama, das von der großartigen schauspielerischen Leistung von Juan Margallo als Friedhofswärter sowie von den beiden Kontrapunkten, die sich ständig aneinander reiben, lebt: Auf der einen Seite der kauzige aber sympathische Friedhofswärter, der obwohl er im Reich der Toten lebt, menschliche Werte hoch hält - und auf der anderen Seite die Angehörigen des Militärregimes, die die Würde der Menschen mit Füßen treten. Durchsetzt von einer poetisch-lyrischen Inszenierung der Geschichte und einer detailverliebten szenischen Gestaltung ist es Regisseur Alireza Khatami gelungen, eine tief berührende Gesellschaftskritik zu produzieren. Auffällig ist auch das etwas antiquiert anmutende Filmformat, bei dem die Bilder wie bei einer Diashow zu sehen sind. Nostalgie, Erinnerung, Emotionalität - genau diese Empfindungen kommen schon nach zwei, drei Minuten im Kino auf und lassen den Zuschauer auch nach dem Film noch lange Zeit nicht mehr los.




Foto: (c)House on Fire-Antoine Héberlé